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Der wilde Mensch

  • Autorenbild: Filipando Warmudoz
    Filipando Warmudoz
  • 24. Aug. 2020
  • 2 Min. Lesezeit

Paul ist obdachlos. Er lebt schon seit vielen Jahren auf der Straße,

derzeit auf jenen in der spanischen Stadt Valenzia. Das milde Klima

macht das Überleben auch im Winter recht einfach und das Meer die

Körperhygiene, für ihn und seine Hündin Cara. Sie ist eine große

weiße, portugisische Wasserhündin und begleitet ihn nun seit 8 Jahren

auf seinen Reisen. Damals war er noch Koch in Uppsala, nördlich der

Schwedischen Hauptstadt Stockholm, gewesen. Seine damalige Freundin

hatte sie eines Tages mit nach Hause gebracht. Doch dies war bereits

der letzte Versuch ihre Beziehung zu retten. Wie so oft half auch

das Einbringen eines weiteren Mitspielers nicht das Liebesspiel in

die Verlängerung zu zwingen. Und nach der Trennung war Paul an dem

Punkt angelangt seine Reise zu starten, die ihn heute bis hierher

in die Wohnung eines Midzwanzigers auf Selbstfindungstrip führte.

Paul kochte für ihn, dessen Nachbarin, ein befreundetes Pärchen

und deren Freund. Es war einer dieser zwanglosen Abende an dene

nicht an Morgen gedacht wurde. So vergänglich und doch sind es

genau diese Abende die das Leben erst lebenswert machen. Es wurde

diskutiert, gelacht und philosophiert. Doch hauptsächlich wurde

einander als Lebewesen verstanden und dafür respektiert. Sie waren

eine Familie, zumindest heute.

Ansonsten hatte Paul eigentlich keine Familie, außer einen Neffen in

Bristol in England, wo er aufgewachsen war. Der verbrachte den

Großteil seiner Zeit damit auf seiner Konsole, vor seinem

Flatscreen zu zocken und manchmal auch vom Geld seines Vaters

etwas zu studieren, wofür er, wenn man ihn danach fragte, Bedenkzeit

brauche, damit ihm der Name des Zweigs einfiel. Sein Vater hingegen

war ein hoch angesehner Investmentbanker, der seinen Job richtig

gut konnte. Gerade erst hatte er einen Deal abgeschlossen der

hunderfünfzig Menschen den Job kostete, seiner Firma jedoch eine

große virtuelle Zahl einheimste. Um dies gebührend zu feiern belohnte

er sich mit einem Mercedes, was nun das dritte Auto in seiner

Garage war, und einer feuchtfrühlichen Nacht mit seiner Sekretärin

und deren Freundin. Doch als diese sich weigerte seine neue

sexuelle Vorliebe zu erfüllen schlug sein zum Bersten vollberauscher

Kopf um und seine Faust zu, mehrmals. Ihre Freundin versuchte ihr zu

helfen, was ihr zuerst seinen Elbogen ins Gesicht zauberte und ihn

schließlich doch dazu brachte von ihr abzulassen. Nachdem er seine

Sekretärin gefeuert hatte, beschimpfte und bedrohte er die beiden,

um sich auf diese Weise ihr Stillschweigen zu sichern. Danach

verschwand er in der Nacht um am nächsten Morgen neben seiner Frau

wieder aufzuwachen.

 
 
 

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